Peer Gynt

Foto: Birgit Hupfeld
von Henrik Ibsen
Deutsche Fassung von Botho Strauß und Peter Stein
Schauspielhaus
Premiere 18. Mai 2019
ca. 4 Stunden 30 Minuten
Pausen nach dem 3. und 4. Akt
TEAM
Kostüme: Andrea Schraad
Dramaturgie: Volker Bürger
BESETZUNG
Max Simonischek (Peer Gynt)
Katharina Linder (Aase, seine Mutter)
Sarah Grunert (Solveig / Traumarzt / junges Mädchen / Troll / arabisches Mädchen / Patientin)
Paula Hans (Krankenschwester / Traumarzt / junges Mädchen / Ingrid, Tochter des Hägstadtbauern / Sennerin / Troll / Anitra / Patientin / Schiffsbesatzung / Dorfbewohnerin)
Friederike Ott (Patientin / Bauersfrau / Traumarzt / junges Mädchen / Sennerin / die Grüne, Tochter des Trollkönigs / arabisches Mädchen / Patientin / Schiffskoch / Dorfbewohnerin)
Melanie Straub (Krankenschwester / Bauersfrau / Traumarzt / junges Mädchen / Mutter Moen / Sennerin / Troll / der Krumme, eine Stimme im Dunkeln / arabisches Mädchen / Fremder Passagier (der Krumme) / Dorfbewohnerin / der Magere (der Krumme)
Sebastian Reiß (Peers Vater / Traumarzt / junger Mann / Solveigs Vater / Trollkönig / Monsieur Ballon / arabischer Mann / Dr. Begriffenfeld, Irrenhausdirektor / Kapitän / Dorfbewohner / Trollkönig)
Florian Mania (Chefarzt / Traumarzt / Aslak, ein Schmied / Troll / Master Cotton / arabischer Mann / Patient)
Christoph Pütthoff (Patient / Traumarzt / junger Mann / Troll / von Eberkopf / arabischer Mann / Schiffsbesatzung / Dorfbewohner / Knopfgießer)
Fridolin Sandmeyer (Pfleger / Traumarzt / junger Mann / Koch / Troll / Hehler / Herr Schreibfeder / Bootsmann / Dorfbewohner)
Nils Kreutinger (Pfleger / Traumarzt/ junger Mann / Mads Moen / Troll / Schiffsbesatzung)
Andreas Tillmann (Peer Gynt im Bett)
INHALT
Peer phantasiert. In seinen Tagträumen jagt er auf einem Hirschbock durch die norwegische Bergwelt. Seine Mutter Aase liebt ihn abgöttisch, befeuert so noch seine wilden Sehnsüchte nach Bewunderung. Die bäuerliche Dorfgesellschaft hingegen steht dem Außenseiter, der so manisch um sich selbst kreist, feindselig gegenüber. Bei einem Hochzeitsfest stacheln sie ihn an, seine trunkenen Lügengeschichten zum Besten zu geben. Gereizt bis aufs Blut raubt Peer die Braut, die er gleich wieder sitzen lässt. Ausgestoßen begibt sich Peer auf eine lebenslange Flucht. Vor den anderen? Vor sich selbst? Auf seiner Reise begegnet er dem Trollkönig und seinem Hofstaat, wird als Sklavenhändler reich, gibt sich in der afrikanischen Wüste als Prophet aus und wird von den Insassen einer ägyptischen Irrenanstalt zum Kaiser ausgerufen. Nach Jahren der Abwesenheit kehrt er zurück, trifft auf seine Jugendliebe Solveig. Peer hat sie vergessen. Sie hat all die Jahre in einer Berghütte auf ihn gewartet. Kann Solveigs Liebe Peer erlösen? Andreas Kriegenburg erzählt die Geschichte von Peers Weltflucht neu. Peers Lebensmotto »Sei du selbst«, der Wahn sich selbst zu verwirklichen, münden in die unabdingliche Frage: »Was bleibt am Ende eines Lebens?«

Andreas Kriegenburg inszeniert die Weltflucht eines Außenseiters und seiner ebenso manischen wie lebenshungrigen Suche nach sich selbst.
»Aus der Perspektive der optimierten Gesellschaft ist der Träumer Peer ein Antiheld, weil er stört, weil er sich selbst als störend empfindet. Andererseits ist er mit dem in ihm lagernden und brodelnden kreativen Potential, das er kaum unter Kontrolle halten kann, ein Held für die Gesellschaft, weil er gegen alles Normative, gegen alles Normale und alles Optimierte angeht. Aus romantischer Sichtweise ist er als Antiheld ja auch der ideale Held.« (Andreas Kiregenburg)

Altersempfehlung ab 16 Jahren
Gefördert vom Patronatsverein.
PRESSESTIMMEN
»[…] Auf der weit­läu­fi­gen Büh­ne des Frank­fur­ter Schau­spiels ent­fal­tet sich auf zwei Spie­le­be­nen in knapp fünf Stun­den ein Sta­tio­nen­dra­ma aus hoch­al­le­go­ri­schen Bil­dern, tän­ze­ri­schen Cho­reo­gra­phi­en, mär­chen­haf­ten Kos­tü­men (An­drea Schraad) und sug­ges­ti­ver Mu­sik, als ha­be sich der Film­sur­rea­list Da­vid Lynch in den Cir­que du Sol­eil ver­irrt. […] Max Si­mo­ni­schek spielt den Zer­ris­se­nen mit be­ein­dru­cken­der, damp­fen­der Kör­per­lich­keit. […]«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Mai 2019
»[…] Mit seiner Mutter Aase (kraftvoll: Katharina Linder) verbindet ihn eine tiefe Hassliebe. Ihr euphorisches Sterben, getröstet von ihrem fantasierenden Sohn auf einem fliegenden Bett, machen Simonischek und Linder zum Höhepunkt des Abends: Stille poetische Momente gelingen ihnen da, feinnervig schillernd zwischen Trost und Traurigkeit. Spektakulär greifen das gewaltige Einheitsbühnenbild von Harald B. Thor, die geheimnisvollen Kostüme von Andrea Schraad und die Wandlungsfähigkeit des vielfach besetzten elfköpfigen Ensembles ineinander. […] Peer Gynt, der seinem Credo"Sei du selbst" vergeblich hinterherjagt, der so vielfältig und sohohl ist wie die immer neuen Schalen einer Zwiebel, hier wird er das Rätsel seiner Existenz nicht lösen. Fast alle Zuschauer hielten bis zum Ende durch und spendeten diesem großen Theaterabend Applaus und Jubel.«
Frankfurter Neue Presse, 20. Mai 2019
»[…] An toxischer Männlichkeit mangelt es dem "nordischen Faust", 1867 verfasst, nicht. Max Simonischek, dieser stoische Mannkoloss, der mit vollem Körpereinsatz spielt, ist die ideale Besetzung dafür. […] Starke, bunte, mystische und phantasievolle Bilder sind es, die die Inszenierung des Ibsen-Dramas über den von den Freiheiten der Moderne überforderten Menschen dominieren. […] Andreas Kriegenburg trägt dick auf, und das ist auch gut so. Seine Inszenierung hat einen enormen Sog.[…]«
nachtkritik.de, 18. Mai 2019
»[…] Andreas Kriegenburg schafft schöne Bilder, der Soundtrack ist atmosphärisch gut sortiert von Gamelan bis zur arabischen Musik. Die Bildkraft dieser Aufführung lässt sich mit der eines Fantasyfilms vergleichen. Dabei bleibt das Theater bei seinen genuinen Mitteln, samt Seenot auf einer Planke inmitten einer bewegten See aus Plastikplanen – und das geht blendend auf.«
Offenbach Post, 20. Mai 2019
»[…] Wie Kriegenburg das erzählt, wie er den enormen Raum des Schauspielhauses auf Harald B. Thors doppeltem Bühnenboden bezwingt, das hat eine enorme Bannkraft. Diese bildmächtige Aufführung beschwört Peers Pathologie mit Poesie […] Es ist ein wahnsinniges Theaterereignis: Weltflucht als außerkörperliche Erfahrung eines Geisteskranken.«
Darmstädter Echo, 21. Mai 2019
»[…] Sie (die Inszenierung) hat mich komplett erfasst: Das waren fünf Stunden, fünf Stunden, in denen ich mich keine Sekunde gelangweilt habe, weil Kriegenburg diesen Text […] so toll, so klug ausgeleuchtet hat, auf der einen Seite analysiert und auf der anderen Seite eben auch ganz poetisch dargestellt hat. Also ein riesen Narrativ […] Es wird […] extrem gut inszeniert […] Es ist ein wahnsinniges Bühnenbild […], es hat etwas animalischen, es hat etwas großartiges, etwas düsteres, es hat etwas märchenhaftes, etwas mystisches und das nimmt in fünf Stunden überhaupt nicht eine Sekunde ab - das ist Wahnsinn. Und Max Simonischek, der den Peer spielt, der ist ein Berserker von Peer.[…]«
hr2-kultur, 20. Mai 2019
Max Simonischek wühlt sich mit jeder Faser in die Rolle Gynts, vergräbt sich in der Figur und verleiht ihr mal die Leichtigkeit und Verspieltheit eines Trolls, dann wieder Erdenschwere und Düsterkeit eines psychisch Kranken – nur um im nächsten Moment wieder aus dem Wahnsinn in die Fantasiewelt zu flüchten. Ein Marathon, den der Schauspieler bravourös bewältigt.
Main-Echo, 13. Juni 2019
Foto: Birgit Hupfeld