Die Ratten

Foto: Birgit Hupfeld
von Gerhart Hauptmann
Schauspielhaus
Premiere 06. September 2019
ca. 2 Stunden, keine Pause
TEAM
BESETZUNG
Sebastian Kuschmann (Harro Hassenreuter)
Katharina Linder (Frau Hassenreuter)
Altine Emini (Walburga)
Peter Schröder (Pastor Spitta)
Samuel Simon (Erich Spitta)
Andreas Vögler (Herr John)
Fridolin Sandmeyer (Bruno Mechelke)
Sarah Grunert (Pauline Piperkarcka)
Friederike Ott (Alice Knobbe)
und Philipp Weber (Live-Musik)
INHALT
»Allens is hier morsch! Allens unterminiert, von Ratten und Mäuse zerfressen«, stellt der Vorarbeiter John fest. Die Welt, in der er lebt, ist hohl; sie kreiselt am Rande des Abgrunds. Ihre Bewohner:innen sind Verlorene: ein heruntergekommener Theaterleiter, seine kranke Frau, eine drogenabhängige Schauspielerin, ein armer Student und seine Geliebte. Im Zentrum stehen die kinderlose Frau John und ihr Ehemann. Ein Kind! – darin läge Sinn, vielleicht gar Erfüllung. Pauline Piperkarcka, eine Ausgestoßene, Fremde, bringt ein Kind zur Welt. Sie kann es nicht behalten. Vermutlich wird es sterben. Also nimmt Frau John es ihr ab, gibt ihr Geld dafür, gibt den Säugling als den eigenen aus. Doch das kann Pauline nicht ertragen. So beginnt ein bedingungsloser Kampf: um das Kind, um das Recht auf Zukunft, um Hoffnung in einer bedrohten Welt.
Gerhart Hauptmanns berühmte Tragikomödie entstand am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Halb expressionistische Großstadtvision, halb analytisches Sozialdrama, erzählt es von Menschen unter dem Druck unmenschlicher Verhältnisse. Felicitas Brucker, die zum ersten Mal in Frankfurt arbeitet, wirft in ihrer Inszenierung einen modernen Blick auf den Versuch, in einer universal bedrohten Welt Glück zu finden.
PRESSESTIMMEN
»[...] grandiose[r] Abend mit einem erstklassigen Ensemble [...]. Mit einem expressionistischen Furor [...] geht es teils handfest turbulent zur Sache. Dann aber kommt es immer wieder zu einer kammerspielartigen Fokussierung auf die Dialoge. [...] Das ist eine Inszenierung, die den Text sorgfältig beim Wort nimmt, mit einer so schnörkellos direkten wie subtilen Erzählweise. Ein durch und durch gelungener Auftakt für die Spielzeit.«
Frankfurter Neue Presse, 9. September 2019
»Ziolkowskas Anspannung ist [...] ebenso beklemmend wie ihr Tunnelblick, und das rigoros Unrührende auf Dauer ein Vorteil: keine Muttermythen, allein der aus allem herausgeschälte Kern puren Stresses und eiserner Entschlossenheit. Stark die Szenen zusammen mit ihrem Bruder Bruno, bei Fridolin Sandmeyer ein durchgeknallter Typ [...]. Reizvoll auch etliche der anderen Figuren: Sarah Grunert als Pauline, die jetzt auf keinen Fall ein Kind kriegen darf, zeigt ein plausibles Außer-Sich-Sein in elaboriertem Polnisch-Berlinerisch. Mit imposanter Bodenhaftung Kristin Alia Hunold als Göre Selma und Christoph Pütthoff als lauernder Hausmeister.«
Frankfurter Rundschau, 9. September 2019
»Dramaturgisch, ja gar theaterwissenschaftlich zählt diese [...] Inszenierung zum Überlegtesten und Konsequentesten, das man seit langer Zeit zum Thema Hauptmann und Naturalismus auf der Bühne gesehen hat.«
Mannheimer Morgen, 9. September 2019
»Als rotierende runde Arena hat Bühnenbildner Dirk Thiele Galizia eine so phantastische wie durchgestylte Lebenswelt geschaffen, die vieles zugleich ist: Mietskaserne wie Mondbasis, Kammer wie pulsierende Metropole, Radrennbahn wie Riesenrutsche, Hochgarten. [...] Und auch diese starke urbane Dynamik, die vom Großstadtdschungel kündet, lässt an die so unruhige Gegenwart denken. Alles in allem brachte Felicitas Bruckers moderne Inszenierung Hauptmanns Theaterklassiker mit stark berlinernden Schauspielern so aufwendig wie spannungsgeladen auf die Bühne. Dafür gab es begeisterten Applaus.«
Rhein-Neckar-Zeitung, 9. September 2019
»Innerhalb von zwei Stunden zeigt sie (Brucker) eine spannende und kompakte Fassung des fünfaktigen Stücks. Großen Anteil an der gelungenen Umsetzung hat die von Dirk Thiele Galizia entworfene Bühne.«
kulturfreak.de, 9. September 2019
Foto: Birgit Hupfeld