Siddhartha

Foto: Robert Schittko
nach Hermann Hesse
Für die Bühne bearbeitet von Lisa Nielebock
Kammerspiele
Premiere 06. Juni 2019
ca. 1 Stunde 50 Minuten, keine Pause
TEAM
Bühne: Oliver Helf
Kostüme: Ute Lindenberg
Dramaturgie: Ursula Thinnes
BESETZUNG
Jana Schulz (Siddhartha)
Uwe Zerwer (Vater, Gotama, Vasudeva)
Wolfgang Vogler (Govinda)
Anna Kubin (Kamala)
INHALT
Siddhartha ist Brahmane, Bettelmönch, Kaufmann und Würfelspieler – er ist ein Mensch auf der Suche. Wissbegierig, verständig, demütig, so ist der junge Brahmane. Er löst sich aus seinen familiären Beziehungen, um den Weg der Askese zu gehen. Doch selbst die Begegnung mit dem Buddha Gotama lässt ihn unzufrieden zurück. Siddhartha gibt sich schließlich einem hedonistischen Leben hin, ohne darin Erfüllung finden zu können. Erst spät begreift er, was Glück für ihn bedeutet. Einfach und klar leuchtet Hesses Erzählung seit ihrer Erstpublikation 1922 wie aus einer anderen Welt zu uns. Doch Siddharthas Suche nach seinem Selbst ist mehr als ein Bekenntnis zu östlicher Philosophie, mehr als eine Abkehr von der westlichen, materialistischen Welt. Siddharthas »Heldenreise zur Erleuchtung« zielt auf die Überwindung aller Zwänge. Was verstehen wir unter Freiheit wirklich?
»Siddhartha« kommt in einer schlanken Bearbeitung der Regisseurin Lisa Nielebock auf die Bühne der Kammerspiele. Ihre Inszenierung erzählt den Stoff fokussiert auf das Ensemble, in extremer Reduktion – ganz gegenwärtig und emotional dicht. Lisa Nielebock (*1978 in Tübingen) war Hausregisseurin am Schauspielhaus Bochum, wo sie u. a. »Penthesilea«, »Macbeth«, »Hiob« und »Die Orestie« inszenierte. Seit 2014 ist sie Professorin für Schauspielregie an der Folkwang Universität der Künste in Bochum. »Siddhartha« ist ihre erste Inszenierung am Schauspiel Frankfurt.
Gefördert durch den Patronatsverein.
PRESSESTIMMEN
»So zeugt die Inszenierung von Lisa Nielebock am Frankfurter Schauspiel von einer ungefilterten, unbefragten Faszination für ein Prosawerk, dessen Sprache umso mehr Leuchtkraft entwickelt, als die ganz in Schwarz gehaltene, nachhinten spitz zulaufende Bühne reduzierter nicht sein könnte. […] Dass dieses Stück, das keines ist und das zu einem zu machen auch keiner versucht hat, nachhaltigen Eindruck hinterlässt, ist der einzigartigen Jana Schulz in der Titelrolle zu verdanken, die Verzweiflung und Verachtung, Unrast und Unmut, die Qual des Denkens und das Glück des richtigen Augenblicks meisterlich zum Ausdruck bringt. Das leicht Irre dessen, der gegen den Strom schwimmt, zeigt sie auf eine geradezu beängstigend authentische Weise.«
FAZ, 8. Juni 2019
»Die erstaunliche Schauspielerin Jana Schulz ist Siddhartha, und das erstaunlichste daran ist, dass sie nicht sehr viel zu unternehmen scheint. Sie schaut, sie lächelt ansatzweise, sie dreht so ihre Runden, sie wirkt sehr nahbar und unendlich weit weg, intensiv und unverbunden, geradezu unverbindlich.«
Frankfurter Rundschau, 8. Juni 2019
»Dass der Abend […] blutdurchpulst überzeugt, sich mit starken dramatischen Szenen behauptet und kluge Wachheit ausstrahlt, liegt nicht nur am natürlichen Spiel von Jana Schulz, sondern auch an der korrespondierenden Qualität des gesamten Ensembles. […] Wie sie alle gemeinsam nicht nur den Text erzählen, sondern sich auch gleitend in Baumstämme, Rettungslianen, Echos, Flussmurmeln und liebevolle Tröster verwandeln, macht den Abend in jeder Hinsicht außergewöhnlich.«
Frankfurter Neue Presse, 8. Juni 2019
»Zum Ereignis wird es […] durch Jana Schulz, die den Siddhartha spielt. Ihr Sinnsucher ist ein Rastloser. Wie sie, dieser trotzige Tomboy, den Körper spannt, sich reckt, mit den Händen sucht und giert, wie sie zittert und mit irren Augen in den Raum starrt, den Arm um den Freund Govinda wirft, als wolle sie mit ihm verschmelzen, das ist fesselnd und aufwühlend. Ihr Spiel hat so wunderbar wenig Konvention, bleibt immer überraschend.«
nachtkritik.de, 7. Juni 2019
»Sehr gelungen, sehr kraftvoll, das ganze Ensemble hat phantastische zwei Stunden geliefert, und es ist eine tolle Adaption des Textes.«
Deutschlandradio Kultur, Fazit, 6. Juni 2019
»Ihre Inszenierung von Hesses komplexer Erzählung ist weder esoterisch noch angestaubt, sondern eine moderne Interpretation, die, wenn auch stark komprimiert, den Siddhartha Hesses zu einem Siddhartha unserer Zeit macht. […] Dass diese reduzierte Inszenierung funktioniert, ist dem leidenschaftlichen Spiel der Darstellerinnen und Darsteller zu verdanken. Insbesondere Jana Schulz brilliert in der Rolle des Siddhartha, macht seine Wünsche, Zweifel und Erkenntnisse für das Publikum greifbar.«
journal-frankfurt.de, 7. Juni 2019
»Die Regisseurin Lisa Nielebock geht mit dem Text sehr sorgfältig um, konzentriert sich aufs Wesentliche, treibt ihm über weite Strecken sogar sehr energisch das Hohltönende aus.«
Deutschlandfunk, Kultur heute, 8. Juni 2019
»Derart sportiv im Heute unterwegs, hauchen die Schauspieler Hesses Text vor allem mit der Sprache Magie ein. Und das gelingt durch die literarische Vorlage, freilich aber auch durch das wunderbar auslotende Sprechen der Beteiligten, das die Zuschauer bei minimaler Handlung über eindreiviertel Stunden in Bann schlägt. […] Insgesamt ein Abend, der die immense Imaginationskraft des Theaters eindrucksvoll vor Augen führte und der ein Denkangebot für zukünftige Lebensweisen bereitstellt.«
Rhein Neckar Zeitung, 8. Juni 2019
»Schnell wird offenbar, dass das vor allem der Abend einer überragenden Jana Schulz ist. Mit einer kantigen Unmittelbarkeit geht sie durch das Stationendrama Siddharthas. […] in einer spielerischen Art entwickelt sich eine schillernde Spannung.«
Offenbach Post, 8. Juni 2019
Foto: Robert Schittko