Der große Kunstraub (DGKR)

Foto: Robert Schittko
Eine Uraufführung von Alexander Eisenach
Auftragswerk des Schauspiel Frankfurt
Bockenheimer Depot
Uraufführung 17. Februar 2022
ca. 2 Stunden 15 Minuten, keine Pause
Wir weisen Sie darauf hin, dass bei der Aufführung Schüsse fallen und Stroboskoplicht zum Einsatz kommt.
TEAM
Mitarbeit Bühne: Stella Lennert
Kostüme: Julia Wassner
Dramaturgie: Katrin Spira
BESETZUNG
Christoph Pütthoff (Deleuze aka Lady Harnsworth)
Caroline Dietrich (Foucault aka Waynman Dixon aka Sofia Schliemann)
Annie Nowak (Derrida aka Gottlieb Schumacher)
Holger Stockhaus (Hemingway aka Helmut Kohl aka Otto Abetz aka Heinrich Schliemann)
Sebastian Reiß (Hauptkommissar R. aka Frances »Rio« Cortelli)
Luana Velis (Hauptkommissarin V. aka Luigi Grabar)
Sven Michelson (Live-Musik)
Oliver Rossol (Live-Video/Kamera)
INHALT
Die Taskforce »Kunstraub – Sonderermittlung Kunst und Bedeutung« ringt um Antworten: Nicht nur, dass eine Serie von Museumseinbrüchen aufgedeckt werden müsste, nein, es geht um mehr. Zum Beispiel um so grundsätzliche Fragen, nach Gut und Böse. Doch während die Kripo im Dunkeln tappt, feilt die Verbrecher-Gruppe schon am nächsten Coup. Diesmal soll es das ganz große Verbrechen sein, abschnurrend nach einem perfekten Plan. Sie sind getrieben von einer Mission: Diesmal soll der Einbruch sich der umstrittensten Immobilie der Republik widmen...
Hitchcock hat einmal gesagt, er sei so fasziniert von der Idee des perfekten Verbrechens, weil es sich dabei eigentlich um das perfekte Drehbuch handele. Ein Plan, der sich in minutiöser Exaktheit entrollt und dessen eigentlicher, tieferer Sinn es ist, zu funktionieren. Die sogenannten Heist-Movies, zu denen Klassiker wie »The Great Train Robbery« und neuere Blockbuster wie »Heat« oder »Ocean‘s Eleven« gehören, spielen das im Detail durch. Für das Theater ist dieses Genre noch zu entdecken. Genau das hat Alexander Eisenach vor. Dabei geht es um das Verhältnis von Kunst, Verbrechen und Kapital und um die Frage, was wir als Kulturgüter bezeichnen.
Die Produktion im Rahmen der »Autor:innenförderung« wird ermöglicht durch

PRESSESTIMMEN
»„Der große Kunstraub“ im Bockenheimer Depot in Frankfurt ist ein wilder Ritt, ein Tanz auf dem Gipfel der Kultur, ein Marathon durch Versatzstücke aus Film und Literatur rund um das Thema Raubkunst und Rückgabe derselben. Angelegt hat Alexander Eisenach seine Stückentwicklung als Kriminalgeschichte. Und wie bei einem guten Cocktail ist von allem ein bisschen drin: Oceans Eleven, James Bond, Hercule Poirot oder Indiana Jones. […] Die Räuber ergehen sich immer wieder ziemlich verbrecheruntypisch im Theoretisieren und im Philosophieren darüber, was Raubkunst überhaupt ist und warum sie zurückgegeben werden muss. Eine aktuelle Debatte. Und Eisenach greift gerne solche heißen Eisen in seinen Stückentwicklungen auf und betrachtet sie von allen Seiten. Zugegeben ist das in „Der große Kunstraub“ äußerst unterhaltsam und spannend. […] Eisenach ist ein Meister im Zusammenfügen einzelner solcher Verweise zu einem großen glitzernden Ganzen, das man staunend betrachtet.«
Main-Echo, 23. Februar 2022
»Clever gemacht und auch gut gespielt. Das bleibt in Erinnerung, wie übrigens auch die Schauspieler durch die Bank alle gut gespielt haben.«
hr2 Frühkritik, 22. Februar 2022
»Von wegen „Vorhang zu und alle Fragen offen". Einen Vorhang hat diese Bühne allenfalls hinten. Irgendwo müssen die ganzen Livevideos ja gezeigt werden; die manchmal Räume im riesigen Raum erzeugen, der tollste davon ein richtiges hölzernes trojanisches Pferd. Schon für diesen Auftritt lohnt sich das Bockenheimer Depot. […] Da sind die Schauspieler vor, die, das ist schon ein Wunder bei quarantänezerpflückten Proben und einer mehrfach verschobenen Premiere, spielen, als dürften nur sie zwei Stunden lang beweisen, warum lebendiges Theater jetzt so unbedingt gebraucht wird. Nicht wegen der Lektürefrüchte und der selbstreflexiven Exkurse zum Thema "Vierte Wand". Sondern weil sie alles, wirklich alles spielen können. Trash und Tragödie, Slapstick und Liebe. Christoph Pütthoff, Caroline Dietrich, Annie Nowak, Sebastian Reiß und Luana Velis spielen das einfach wunderbar. Und wenn Holger Stockhaus als Helmut Kohl die Eucharistie der Fleischwurst feiert, können manche im Publikum gar nicht mehr aufhören zu kichern.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. Februar 2022
»Alles wirkt spritzig wie eh und je. […]Das ist ein Stück der Verkleidung, der Kostümierungen (Julia Wassner) und der furiosen Ensembleleistung, mit viel Text in zumeist aufgerührt schnellen Dialogen. Und es gibt auch wieder eine sinnreiche Symbiose mit Videoaufnahmen, vorproduziert oder live aufgenommen, etwa im Innern eines Trojanischen Pferdes oder beim Bombenlegen unter der Zuschauertribüne. […]Sie ist ausgesprochen amüsant, in einer intellektuell ansprechenden Weise.«
Frankfurter Neue Presse, 19. Februar 2022
»Eisenach hat bei seinem Stück […] mehr im Sinn, als nur die Nacherzählung eines perfekten Verbrechens. Motivischer Kern ist die Beschäftigung mit der Raubkunst, die in der kurzen deutschen Kolonialzeit aus Afrika und Asien ins Kaiserreichgeschafft wurde – und deren Aufbewahrung in deutschen Museen erst in jüngster Zeit öffentlich hinterfragt wird. […] Es ist ein steter Wechsel zwischen komplexen Reflexionen und schnellen Pointen, zwischen steilen Thesen und brachialem Witz. […] Regisseur Eisenach zeigt in Frankfurt nach einem Kapitalismus-Western („Der kalte Hauch des Geldes“) und einer Science-Fiction-Klimakatastrophe („Eternal Peace“) einmal mehr, dass er filmische Elemente geschickt mit dem Bühnengeschehen zu verzahnen weiß.«
Gießener Allgemeine Zeitung, 19. Februar 2022
»Der Abend ist sehr anregend. Vor allem weil Alexander Eisenach selbst Regie führt. Er versucht ja auch immer, die klassischen Theaterformen zu torpedieren, indem er ganz Neues reinbringt. Es gibt Live-Perkussionsmusik von Sven Michelson, beruhigenden monochromen Tabla-Sound, es gibt eine Couch, klappbare Holzparavents mit draufgemalten Figuren, es gibt Akrobatik. Am Ende kommt noch ein großes bespielbares Troja-Holzpferd rein, und was besonders geschickt gemacht ist, es gibt sehr viel Bertolt Brecht auf der Bühne und zwar nicht so didaktisch, wie man das kennt, sondern total amüsant durch Durchbrechen der vierten Wand und Ansprache des Publikums, es wird quasi auch Dramaturgie thematisiert. Am Ende warten alle, warten die Schauspieler:innen mit dem Schluss des Stücks darauf, dass das Publikum bereit ist und dass wir fertig sind für den Schluss und das ist alles so absurd und so komisch, aber auch so smart und gut gemacht, wie man es selten sieht.«
Deutschlandfunk, 18. Februar 2022
Foto: Robert Schittko
Kunst ist es nur dann, wenn sie nicht damit gerechnet haben.
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