Vor Sonnen­aufgang

Foto: Arno Declair
von Ewald Palmetshofer
nach Gerhart Hauptmann
Schauspielhaus
Premiere 01. Februar 2019
2 Stunden 20 Minuten, keine Pause
TEAM
Kostüme: Ellen Hofmann
Dramaturgie: Marion Tiedtke
BESETZUNG
Michael Schütz (Egon Krause)
Katharina Linder (Annemarie Krause, Egon Krauses zweite Frau)
Katharina Bach (Helene, jüngere Tochter aus Krauses erster Ehe)
Patrycia Ziolkowska (Martha, ältere Tochter aus Krauses erster Ehe)
Andreas Vögler (Thomas Hoffmann, Marthas Ehemann)
Stefan Graf (Alfred Loth)
Nils Kreutinger (Dr. Peter Schimmelpfennig)
Julie Grutzka / Alina Huppertz (Gesang)
INHALT
Ewald Palmetshofer, einem der wichtigsten Gegenwartsdramatiker, gelingt es, mit seiner Hauptmann-Überschreibung die heutige Mittelschicht haarscharf ins Visier zu nehmen: Eingeheiratet in einen Maschinenbaubetrieb hat der Jungunternehmer Hoffmann sich den sozialen Aufstieg gesichert, den er jetzt mit rechtspopulistischen Thesen flankiert. Sein Jugendfreund Loth, der als linksengagierter Journalist plötzlich auftaucht und ihn durch seine Recherchen zu entlarven versucht, setzt letztlich auch nur auf das kleine private Glück seiner Gelegenheitsliebschaften. Hoffmanns Frau schwankt zwischen Mutterglück und Depression, wohingegen ihre erfolglose Single-Schwester kurzzeitig Unterschlupf im elterlichen Heim sucht, in dem der Alkoholismus des Vaters immer deutlichere Spuren hinterlässt. Alle ringen um eine Perspektive in dieser Nacht, wo am Ende die Sonne aufgeht und zeigt, wie die Verhältnisse wirklich sind. 
PRESSESTIMMEN
»Vor Sonnenaufgang ist ein großartig gespieltes Stück über Menschlichkeit und deren Abgründe.«
Main Echo, 5. März 2019
»Ein wirklich spannender Theaterabend. Kein Theaterstück mehr aus dem Jahr 1889, sondern das war eine sogenannte »Hauptmann-Überschreibung«. […] Die Qualität dieser Inszenierung ist […] das intensive Spiel des Ensembles und auch das intensive Zusammenspiel. […] Es ist ein sehr intensiv zu erlebender Abend.«
hr2 Frühkritik, 4. Februar 2019
»Der Dramatiker Ewald Palmetshofer (40) hat seine Nische gefunden, indem er klassische Stücke des Theaterkanons für die Gegenwart neu schreibt. […] Seine Version des 1889 uraufgeführten Hauptmann-Stücks im Großen Haus […] ist unter der Regie von Roger Vontobel, jetzt packendes, verstörendes, ergreifendes Theater. […] Dieser Abend ist nichts für die, die leichte Unterhaltung suchen. Dass er berührt, bannt, umtreibt, trotz seiner Schwere nie zu lang wird, das verdankt sich einer wunderbaren, an jeder Position beeindruckenden Ensembleleistung. Es lohnt sich: Wir erleben danach den Sonnenaufgang mit offeneren Augen.«
Frankfurter Neue Presse, 4. Februar 2019
»Alles in dieser Version ist glasklar konturiert, im Text schon wie auch in Vontobels Inszenierung. Die Sprache ist in Momenten neo-theaterklassisch, dann wieder kommt ein saloppes „Gehts noch?“, ohne dass sich freilich das Ganze je in einem wohlfeilen Gegenwartsjargon verlieren würde. Das ist großes, packendes Theater, rundum.«
Offenbach-Post, 4. Februar 2019
»Was als familiäres Geplänkel zunächst belanglos, dann heiter beginnt, entwickelt erst am Ende seinen tragischen Sog. Der aber lässt einen nicht mehr los.«
Darmstädter Echo, 4. Februar 2019
»[…] Woran wir teilhaben ist Archaik pur. Vontobel setzt ganz auf minimalistische Requisite, allein die inneren Kämpfe der Figuren sollen sich entfalten. So entsteht intensives Regietheater, das derart unter die Haut geht, dass es noch Tage danach in uns nachbebt. Palmetshofer gelingt es dabei, Hauptmanns Figuren in die Gegenwart zu holen, den Sprachduktus der Jetztzeit anzupassen. Oder, anders als im Original, den Frauen Martha und Helene eine starke Stimme zu geben. Dagegen wurden zentrale Monologe unverändert übernommen. Gerade dieser Kontrast zusammen mit überragenden Schauspielern wirkt hyperauthentisch und unmittelbar.«
Der Freitag, 14. Februar 2019
»Vontobel gelingt es, Hauptmanns Stück durch eine ausgesprochen dichte und in sich schlüssige Inszenierung eine neue, aktuelle Bedeutung zuzuschreiben. [… ] Eine besondere Stärke von Palmetshofers Version ist die Sprache. Der Autor hat sie in den Dialogen weitgehend an die heutige Umgangssprache angeglichen. Dadurch gewinnt das Stück an Unmittelbarkeit und Alltagsnähe. Nur in den zentralen Monologen Loths und Hoffmanns, aber auch Helenes oder Krauses, bleibt Palmetshofer Hauptmanns Sprachduktus treu und lässt dessen urwüchsiger Kraft freien Lauf. Die für unsere Ohren antiquierte Sprache gewinnt im Gegensatz zur abgeschliffenen heutigen Umgangssprache besondere Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft. Die Fähigkeit der Schauspieler, der Sprache des neunzehnten Jahrhunderts trotz ihrer Schnörkel und altbackenen Wendungen unmittelbare emotionale Authentizität ohne den geringsten Hauch von Lächerlichkeit zu verleihen, macht diese Szenen zu Höhepunkten der Inszenierung.«
egotrip.de, 2. Februar 2019
Foto: Arno Declair