Der kleine Snack
Text und Regie: Nele Stuhler und Jan Koslowski
Kammerspiele
Uraufführung 22. Dezember 2022
ca. 1 Stunde 45 Minuten, keine Pause
TEAM
Regie: Nele Stuhler, Jan Koslowski
Bühne: Chasper Bertschinger
Kostüme: Svenja Gassen
Choreografie: Brigitte Cuvelier
Dramaturgie: Lukas Schmelmer
Licht: Frank Kraus
BESETZUNG
INHALT
Nach »Der alte Schinken« und »1994 – Futuro al dente« vollenden »Stuhler/Koslowski« ihre Frankfurter Essens-Trilogie mit der Mahlzeit des spätkapitalistischen Zeitalters, dem kleinen Snack! Zwischenmahlzeiten lassen tief blicken, zum Beispiel in die ihnen zugehörige Region. Zwischen einer Handvoll Erdnüsse, Canapés, Jausen, Mezedes, Tapas und dem Mitternachtskebab hat sich das Snack-Angebot in unseren Breiten erfreulicherweise stark erweitert. Viele Snacks sind dazugekommen, einige passen nicht mehr in den Zeitgeist und wieder andere erfüllen neben der Nahrungsaufnahme mittlerweile andere Funktionen. Functional Food kann genauso identitätsstiftend sein wie spaltend, meint: Die Teilhabe an Wissen über gesundes bzw. »richtiges« Essen ist heutzutage (oder war es schon immer?) strukturell klassistisch.
Und doch geht Liebe bekanntlich durch den Magen, und es gibt kaum etwas, was Menschen verlässlicher zusammenbringt, als die gemeinsam eingenommene Mahlzeit. Der rituelle Moment der Herdgemeinschaft trägt über Konflikte und Krisen hinweg, schafft neue Verbindungen und Zusammenhalt. Oder endet im Streit über Ernährungstrends, die immer auch das Menschenbild der eigenen Epoche spiegeln. Hast du noch irgendwas zum Snacken da?
Und doch geht Liebe bekanntlich durch den Magen, und es gibt kaum etwas, was Menschen verlässlicher zusammenbringt, als die gemeinsam eingenommene Mahlzeit. Der rituelle Moment der Herdgemeinschaft trägt über Konflikte und Krisen hinweg, schafft neue Verbindungen und Zusammenhalt. Oder endet im Streit über Ernährungstrends, die immer auch das Menschenbild der eigenen Epoche spiegeln. Hast du noch irgendwas zum Snacken da?
PRESSESTIMMEN
»Vergesst „Salz auf unserer Haut“: Wenn Heidi Ecks und Anna Kubin regelrecht erotisch vom fettigen Salz auf der Hand schwärmen, ob Chips oder Pommes aus dem Restaurant zum güldenen M, folgt man ihnen bereitwillig in das Evangelium des Essens nach Stuhler und Koslowski. […] Die offenbar dem zugrunde liegt, was als absurd-leichtfüßige Kochshow und Gott des Geschnetzels in zwei durchaus unterhaltsamen Stunden über die Bühne der Kammerspiele geht. […] Heraus kommt, wie bei ihrer Essen-Bakterien-Darm-Gleichung ein überbordend ausgestatteter roter Teppich […] für fünf großartige Spielerinnen und Spieler.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Dezember 2022
»Erstmals mischt mit Brigitte Cuvelier auch ein Choreografin im Küchendampf psychologische Feinkost an: Wie sie die allesamt herrlich spielfreudigen fünf Schauspieler Anna Kubin, Heidi Ecks, Lotte Schubert, Christoph Pütthoff und Mark Tumba, die eine durchgehend wilde Dialogdichte stemmen, darüber hinaus zum gemeinsamen Dirty Dancing-Ballett „Hungry Eyes“ oder zum verzweifelten Ausdruckstanz auf der Herdplatte animiert, ist kultverdächtig. Als aggressiv-ambitionierte Trendfoodexpertin, die in ihrem exklusiven Koch-Workshop peinlicherweise nichts anbieten kann, weil die Köchin mit sämtlichen Nahrungsmitteln getürmt ist, hält Anna Kubin mit vollgestopftem Mund ihre irrwitzigsten Marketing-Monologe. […] Trotz des ununterbrochenen Klamauks und des ironischen Dauerfeuers gelingt es Stuhler und Koslowski, das Thema „Snack“ als kulturelle Spaltung, als großen Genuss, als kapitalistische Ausdrucksform und als solistische Beschäftigung heiß zu servieren.«
Frankfurter Neue Presse, 24. Dezember 2022
»Doch trotz allen Begehrens bleibt Cornelia Corny Kraft-Heinz, famos gespielt von Anna Kubin, stark und widersteht der fettigen Versuchung. […] Zweifelsohne besticht die Fleischwolfironie dieses Abends. Sie panscht alle Legenden und Wahrheiten über die gesunde und korrekte Ernährung zusammen und macht daraus ein Varieté aus Tanzeinlagen, reichlich Wortwitz und Popsongs. […] Auch der Genuss, so die Botschaft dieser so kuriosen wie schlagfertigen Inszenierung, will wieder gelernt sein.«
Die Welt, 28. Dezember 2022
»Nun wurde eine turbulente Beste-Laune-Aufführung geboten, die vor allem viel heiße Luft in der Küche produzierte. […] Dabei tanzen, singen und wuseln die Darsteller um den abgefahrenen Küchenblock, versehen ihren Götzendienst für einen imaginären »Gott des Geschnetzels«. […] Sie alle bestachen mit viel Körpereinsatz, Wortwitz und Situationskomik. […] Insgesamt ein so zeitgeistiger wie köstlich-ironischer Abend, der mit viel Drive und Rhythmus über die Rampe gebracht wurde – und durch seine dick aufgetragene Pseudo-Kulinarik auch ein kleines Fragezeichen hinter das große Fressen an Weihnachten setzte.«
Rhein-Neckar-Zeitung, 28. Dezember 2022
»Diese Aufführung ist durchaus Unterhaltung vom Feinsten, um im Bild zu bleiben. […] Die Aussage am Ende ist, dass auch Essen ein Instrument des Kapitalismus ist, das uns immer wieder zwingt Rollen zu übernehmen. Ich glaube, dass macht dieses Regie-Duo auch aus: eine lockere, bildreiche Sprache […] voller Energie und doch immer wieder diskursiv ernstzunehmende Aussagen.«
Deutschlandfunk Kultur, Fazit, 22. Dezember 2022
»Der kleine Snack wagt den Rundumschlag. […] Fast zwei Stunden lang singt, tanzt, albert, labert und ulkt das aufgekratzte Ensemble sich an aufgekratzten Diskursen entlang. […] Es gelingen Pointen und Szenen großer Heiterkeit.«
Deutschlandfunk, Kultur heute, 23. Dezember 2022
»Nele Stuhler und Jan Koslowski suchen in ihren Stücken oft das Triviale, das Alltägliche auf und wollen so gesellschaftlichen Verblendungszusammenhängen auf die Spur kommen. [...] Charakteristisch für die Beiden ist immer, dass es rasante Dialoge und vielfältige Verweise in den Texten gibt und ziemlich prägnante Wortspiele, aber es gibt immer auch eine große Lust am Theater: Showelemente, Gesang, bisschen Clownerie und Zauberei und Tanz. […] Das Ensemble ist wirklich toll. Christoph Pütthoff spielt diesen Koch, der einspringen muss, und ist dabei ziemlich grandios und übermütig und kann mit der offenen Form, die Nele Stuhler und Jan Koslowski vorgeben, immer sehr gut umgehen. […] Ein Abend, an dem man mal wieder lachen kann.«
hr2.de, Frühkritik, 23. Dezember 2022
»Zu lachen gibt es an diesem heiteren Abend also genug. Der Schauspieler Christoph Pütthoff macht seine Sache dabei wieder sagenhaft, schnitzelt sich in extravagante Posen, während Mark Tumba ebenso sagenhaft dumme Gesichter zieht. Anna Kubin rollt dazu mit ihren “hungry eyes“ und Heidi Ecks und Lotte Schubert spielen sich abwechselnd herrlich auf.«
Theater der Zeit, 9. Januar 2023
»Bunt, schrill, schräg, keine Angst vor großen Zitaten. […] Die wunderbaren Schauspieler*innen seien gleich am Anfang genannt, denn ohne sie würde dieser intelligente, wie beiläufig kapitalismuskritische Theaterspaß nicht funktionieren: Heidi Ecks, Anna Kubin, Lotte Schubert, Christoph Pütthoff und Mark Tumba machen aber auch jeden Blödsinn mit, einfach, weil sie ihn sich wohl selbst mit ausgedacht haben. […] Und was da geklappt hat, klappt hier auch: So virtuos witzig ist das aufgeführt, dass der erste Szenenapplaus fällig wird, dem noch weitere folgen werden […] Zürnender Theaterdonner grollt, sobald von nicht veganem Geschnetzelten die Rede ist und noch eine Menge solcher Scherze mehr, wobei Christoph Pütthoff sowieso der beste Showman ist, den das Schauspiel Frankfurt hat, Lotte Schubert das größte Entwicklungspotenzial ihrer Figur Sugar zugestanden wird, das sie auch lustvoll ausspielt, und die faszinierende Heidi Ecks als emanzipierte Expertin für Geflügel auf Renaissancegemälden die meiste un-vegane Distanz aufbringt. Diese schrille, leicht ins Blödsinnig kippende Inszenierung könnte zum Kult werden, verdient hätte sie es allemal.«
Strandgut, Februar 2023
»Während ebenso Existenzielles wie Zeitgeistiges auf den Tisch kommt, laufen die Spieler:innen zu Höchstform auf: Christoph Pütthoff gibt einen grandiosen, übermütigen Kochclown, Anna Kubin eine überdrehte Gründerin und Mark Tumba den planlos-menschelnden Farian, Heidi Ecks die hochgestochene, herrlich arrogante Professorin und Lotte Schubert eine leicht angespannte Streberin, die doch nur alles richtig machen will.«
Theater heute, März 2023
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