Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
von Bertolt Brecht
mit einem Epilog (UA) von Soeren Voima
mit einem Epilog (UA) von Soeren Voima
Schauspielhaus
Premiere 18. Oktober 2025
ca. 2 Stunden 45 Minuten, eine Pause
Termine
Fr. 24.10.2025
19.30–22.15
So. 26.10.2025
18.00–20.45
Fr. 14.11.2025
19.30–22.15
Ausverkauft
evtl. Restkarten an der Abendkasse
So. 23.11.2025
16.00–18.45
Do. 04.12.2025
19.30–22.15
Einführung 19.00
Vorverkauf ab 10. November
Do. 11.12.2025
19.30–22.15
anschl. Publikumsgespräch
Vorverkauf ab 10. November
So. 28.12.2025
18.00–20.45
Vorverkauf ab 10. November
Sa. 03.01.2026
19.30–22.15
TEAM
Regie: Christian Weise
Bühne: Julia Oschatz
Kostüme: Josa Marx
Musik: Jens Dohle
Dramaturgie: Katja Herlemann
Licht: Ellen Jaeger
BESETZUNG
Christoph Bornmüller (Arturo Ui, Gangsterchef)
Annie Nowak (Emanuele Giri, Gangster)
Andreas Vögler (Guiseppe Givola, Blumenhändler - Gangster)
Sebastian Kuschmann (Ernesto Roma, Uis Leutnant - Gangster)
Christina Geiße (Flake, Geschäftsmann, Führer des Karfioltrusts)
Mitja Over (Mulberry, Geschäftsmann, Führer des Karfioltrusts)
Michael Schütz (Der alte Dogsborough)
Viktoria Miknevich (Dockdaisy)
Heidi Ecks (O'Casey / Betty Dullfeet)
Miguel Klein Medina (Ted Ragg, Reporter / Der Ansager)
Sebastian Reiß (Goodwill, ein Herr von der Stadtverwaltung / Leibwächter / Der Verteidiger)
Uwe Zerwer (Gemüsehändler / Ein Schauspieler / Der Ankläger / Ignatius Dullfeet)
Vincent Schlarbaum (Gemüsehändlerin, Regieassistent)
André Meyer (Bowl, Prokurist bei Sheet / Der Angeklagte Fish)
Tobias Lutze (Sheet, Reedereibesitzer / Leibwächter / Der Richter)
Jens Dohle (Live-Musik)
INHALT
Chicago in der Wirtschaftskrise: Der Gemüsehandel stockt, die Händler verzweifeln. Die führenden Blumenkohlhändler wollen den Handel wieder ankurbeln, aber den Gangster Arturo Ui wollen sie nicht mitmischen lassen. Stattdessen spinnen sie ihre eigene Intrige und überreden einen angesehenen Stadtpolitiker zur Korruption. Doch Ui weiß die Schwächen der anderen gegeneinander auszuspielen und seine politische und geschäftliche Karriere nimmt schnell Fahrt auf. Er begreift, dass Gewalt allein für seine Machtexpansion nicht ausreicht – auch die Manipulation der Öffentlichkeit gehört dazu. In seinem Größenwahn macht er weder vor alten Weggefährten noch an den Stadtgrenzen Chicagos Halt.
Bertolt Brecht schrieb 1941 im Exil diese Parabel auf die Karriere Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten. Die Verortung der bissigen Satire im amerikanischen Gangstermilieu war laut Brecht sein »Versuch, der kapitalistischen Welt den Aufstieg Hitlers dadurch zu erklären, dass er in ein ihr vertrautes Milieu versetzt wurde«. Damit stellen sich die Ereignisse nicht als schicksalhaftes Verhängnis dar, sondern als die Konsequenz der herrschenden Verhältnisse unter der Mitwirkung Vieler. Faschismus ist kein historischer Einzelfall, sondern die auch heute immer noch mögliche Fortsetzung der Geschäfte mit anderen Mitteln.
Regisseur Christian Weise und sein Team erschaffen bildgewaltige und musikalische Welten, in denen sie Klassiker des Theaters spielerisch einer zeitgenössischen Befragung unterziehen.
Bertolt Brecht schrieb 1941 im Exil diese Parabel auf die Karriere Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten. Die Verortung der bissigen Satire im amerikanischen Gangstermilieu war laut Brecht sein »Versuch, der kapitalistischen Welt den Aufstieg Hitlers dadurch zu erklären, dass er in ein ihr vertrautes Milieu versetzt wurde«. Damit stellen sich die Ereignisse nicht als schicksalhaftes Verhängnis dar, sondern als die Konsequenz der herrschenden Verhältnisse unter der Mitwirkung Vieler. Faschismus ist kein historischer Einzelfall, sondern die auch heute immer noch mögliche Fortsetzung der Geschäfte mit anderen Mitteln.
Regisseur Christian Weise und sein Team erschaffen bildgewaltige und musikalische Welten, in denen sie Klassiker des Theaters spielerisch einer zeitgenössischen Befragung unterziehen.
Dazu im Magazin lesen: »Es ist das Gangsterstück, das jeder kennt« von Katja Herlemann
In der neunten Folge des Kostümpodcasts »Maasgefertigt« sprechen Kostümbildner Josa Marx, Dramaturgin Katja Herlemann und Kostümdirektor Markus Maas über die Inszenierung.
In der neunten Folge des Kostümpodcasts »Maasgefertigt« sprechen Kostümbildner Josa Marx, Dramaturgin Katja Herlemann und Kostümdirektor Markus Maas über die Inszenierung.
PRESSESTIMMEN
»Christian Weise gelingt mit seiner Inszenierung ein regelrechter Coup: Er führt mit dem wunderbaren Ensemble einen Live-Film auf - wir sehen auf der Leinwand, was sich dahinter ereignet. Richtig unterhaltsam ist es, wenn Schauspieler immer wieder auf die Vorderbühne kommen. Drei Stunden gehen wie im Flug vorbei, Dank der kongenialen Inszenierung, den visuellen Effekten, den lustigen Kostümen, aber auch wegen der Musik. Dieses Stück und seine einzelnen Mimen sind ein absoluter Hingucker.«
hr2 - Frühkritik, 20. Oktober 2025
hr2 - Frühkritik
»Am Schauspiel Frankfurt entwickeln der Regisseur Christian Weise, die malende Bühnenbildnerin Julia Oschatz und Josa Marx für die genialischen Kostüme eine eigene Definition davon: kesse Verfremdung, opulente Unterhaltung und ein böser Schluss führen zu einem Theaterabend, den man selbst gesehen haben muss. Das funktioniert nämlich so: Vorne auf der Bühne des Schauspielhauses gibt es eine einfache Wand aus hellem Holz, die vorwiegend als Projektionsfläche dient. Dahinter (nachher auch direkt im Bild) befindet sich eine schwarzweiße Filmkulissenstadt. Ein Live-Video-Quartett filmt hier das Ensemble, die Bilder auf der Holzwand wirken wie aus einem modernen Schwarzweiß-Comic, einer durchgetüftelten Graphic Novel mit kuriosen 3D-Effekten. Jens Dohle steht davor in einem Ein-Mann-Orchestergraben und bringt sein Schlagzeug zum donnernden wie auch schillernden Einsatz. Erst nach und nach versteht man womöglich, dass die Bebilderung komplett echt ist, also „echt“, keine Computerspielerei, sondern reinstes Theater. Ein Theaterfilm vor allem, der aber vor unserer Nase entsteht. Das bietet unendliche Spielmöglichkeiten. Mal gleitet einer am Tresen ab, der bloß gemalt ist. Mal bekommt Ui einen Wutanfall, weil einer die optische Täuschung versaut. Alles ist total flach. Alles ist total perfektionistisch, Oschatz hat eine Wundermaschine gebaut. […] Marx’ Kostüme und Perücken geben wenige Farbtupfer ins Schwarzweiß und greifen das Spiel mit den Dimensionalitäten auf. […] Zum Ausstattungsfest, das der Frankfurter „Arturo Ui“ bietet, kommt eine darstellerische Lust, auf die bei hohem Schauwert im Theater gelegentlich verzichtet wird. Hier nicht. Dem großen Ensemble wird einiges abverlangt, mancher und manche verschwindet hinter der Maskerade. Es ist aber auch ein großes Spielen und Sich-Gehenlassen. Annie Nowak als Muskelpaket-Punk Giri (Göring), Andreas Vögler als schlaffer, fieser, eitler Givola (Goebbels), Sebastian Kuschmann als freibeuterischer Roma (Ernst Röhm), Michael Schütz als bucklichter Dogsborough (Hindenburg), Miguel Klein Medina als greller Ansager (nachher auch in der Tagesschau) oder selbst Heidi Ecks beim Miniauftritt als Betty Dullfeet (die Dollfuß-Frau und später -Witwe) sind ausgetüftelte Figuren. Keinen hier kann man als Clown abtun, und das ist auch nicht einfach Robert-Wilson-Ästhetik. Es gibt eine finstere Grundierung, Unruhe und Angst liegen in der Luft. Das liegt an Ui, dem Strippenzieher – wenn er will, dass die Wand hochgezogen wird, wird sie hochgezogen, unverzüglich. Christoph Bornmüller spielt ihn als Wicht und unheimlich auf Draht, aber eher verwöhnt als hysterisch.«
Frankfurter Rundschau, 20. Oktober 2025
»Christoph Bornmüller hat am Schauspiel Frankfurt mit Bertolt Brechts faschistischem Blumenkohl- Diktator in „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ die Rolle seines Lebens gefunden. In unzähligen Variationen lässt er aus dem angekündigten „Gangster aller Gangster“ auf der Großen Bühne die Luft raus und macht aus 180 prickelnden Premierenminuten eine Lehrstunde über die „Banalität des Bösen“. […] Dass Christoph Bornmüller so durchschlagend überzeugen kann, hat mit dem langjährig eingeübten Räderwerk um Regisseur Christian Weise zu tun. Aus Brechts Historienfarce, die Hitlers Werdegang mit dem von Al Capone kurzschließt, macht er einen quirlig comichaften Theaterfilm, den er mittels Live-Kameras auf die „Brecht-Gardine“, in diesem Fall eine gigantische Spanplattenwand, projiziert. Das bildgewaltige Filmset, von Künstlerin Julia Oschatz in wochenlanger Fleißarbeit während der Probenphase ausgemalt, bleibt für das Publikum lange verborgen. Daher erweist sich die Idee als Knaller, jeweils 60 am Eingang ausgeloste Zuschauer in der Pause auf die Bühne zu bitten. Denn nur im Film öffnet sich Oschatz ironische Schwarz- Weiß-Welt, die kindlich mit Realitäten und mit doppelten Böden spielt. […] Überwältigender Applaus für einen großen Theaterabend.«
Frankfurter Neue Presse, 20. Oktober 2025

Foto: Thomas Aurin