Mein Lieblingstier heißt Winter
nach Ferdinand Schmalz
                    Kammerspiele
        Uraufführung 26. März 2023
        ca. 1 Stunde 40 Minuten, keine Pause
                    TEAM
            Regie: Rieke Süßkow
                                Bühne: Marlene Lockemann
                                Kostüme: Sabrina Bosshard
                                Dramaturgie: Katja Herlemann
                                Licht: Johannes Richter
                                Sound Design und Komposition: Max Windisch-Spoerk
                            INHALT
	Der Wiener Tiefkühlkostvertreter Franz Schlicht soll einem makabren Wunsch nachkommen. Sein Kunde Doktor Schauer ist fest entschlossen, sich zum Sterben in eine Tiefkühltruhe zu legen. Er beauftragt Franz Schlicht, den gefrorenen Körper auf eine Lichtung zu verfrachten. Zum vereinbarten Zeitpunkt ist die Tiefkühltruhe jedoch leer, und Schlicht begibt sich auf eine höchst ungewöhnliche Suche nach der Person oder Leiche. Dabei kreuzen die Tatortreinigerin Schimmelteufel, ein Ingenieur, der sich selbst eingemauert hat, und ein Ministerialrat, der Nazi-Weihnachtsschmuck sammelt, seinen Weg durch die von Sommerhitze gequälte Stadt und ihre gesellschaftlichen Milieus. Nichts weniger als einige fundamentale Erkenntnisse über die Verhältnismäßigkeit von Leben und Tod gewinnt Schlicht auf seiner selbstauferlegten Mission.
Mit dieser Uraufführung kommt nach »jedermann (stirbt)« wieder ein Stoff des Bachmann-Preisträgers Ferdinand Schmalz am Schauspiel Frankfurt auf die Bühne. Der Autor nimmt uns in seinem Debütroman mit auf eine abgründige Tour im Stile eines melancholischen österreichischen Krimis, skurril, intelligent und mit der aus seinen Theaterstücken bekannten Sensibilität für Sprache und Form.
    
	Mit dieser Uraufführung kommt nach »jedermann (stirbt)« wieder ein Stoff des Bachmann-Preisträgers Ferdinand Schmalz am Schauspiel Frankfurt auf die Bühne. Der Autor nimmt uns in seinem Debütroman mit auf eine abgründige Tour im Stile eines melancholischen österreichischen Krimis, skurril, intelligent und mit der aus seinen Theaterstücken bekannten Sensibilität für Sprache und Form.
PRESSESTIMMEN
        »Die Umsetzung auf der Bühne ist tatsächliche ein  Meisterwerk, denn  Rieke Süßkow hat sich  eine Drehbühne bauen lassen, die aus fünf Dioramen besteht. Das sind  Schaukästen, wie wir sie aus dem Museum kennen und in diesen kleinen  Schaukästen spielen jetzt die einzelnen Szenen. Aber nicht wie wir das aus dem  normalen konventionellen Theater kennen, wie eine normale Spielhandlung, dass  die Menschen miteinander sprechen und reagieren – Nein – es gibt eine  Erzählerin, die sitzt mit dem Rücken zu den Zuschauern. […] Hier wird etwas  zitiert, was die ganze Social-Media-Generation und YouTube-Generation kennt –  diese Stills gleichen den sehr, sehr  unvorteilhaften Thumbnails, wo sich Leute mit offenen Mündern, aufgerissenen  Augen in verrenkten Positionen zeigen.[…] Von der Machart, vom Text sehr  beeindruckend, der Text ist sehr inspirierend, vor allem aber die Umsetzung auf  der Bühne. […] Man wird so viel getriggert, es gibt so viele Metaebenen, der  Abend stupst einen an immer wieder in neue Richtungen zu denken. […] Das ganze  Framing des Tiefkühlkostboten mag vielleicht sehr ironisch und lustig klingen,  es hat aber doch einen tieferen Kern, und das macht die Größe dieses Abends aus:  dass er so leichtfüßig daherkommt, so gut gemacht ist und dann so ein ernstes  Thema behandelt.« 
                                        DLF-Kultur Fazit, 26. März 2023
                                        
                    »Rieke Süßkow hat den Roman nun für die Bühne adaptiert. Warum er  dort auch hingehört, beantwortet ihre Inszenierung fast genialisch. […] Katharina  Linder muss von da unten her nur einmal mit dem Finger schnipsen – und es wird  Licht. Gekleidet in eine lackglänzende, die Widersprüche aufs Schönste  vereinende Kombination (abwaschbares Priesterornat in Weiß, Domina-Handschuhe  in Schwarz) ist sie, freundlich interessiert und mit samtweich schmeichelnder  Stimme, die personifizierte Deutungshoheit über das Geschehen. […] Am Ende  dieses so lustigen wie schlauen Abgesangs auf den freien Willen steht ein Schaukasten  mit einer großen Ameise. […]«
                                        nachtkritik.de, 27. März 2023
                                        
                    »Was wir darin sehen, kann man als absurd-komisches Nicht-Spiel  bezeichnen: Mit Ausnahme weniger Gesten und mit zumeist verzerrter Mimik sind  die Rollenträger:innen (darunter: Stefan Graf, Wolfgang Vogler, Tanja Merlin  Graf) eingefroren. […] Das hat Witz und Charme und fügt sich überdies in  die Konzeption einer Krimiparodie.«
                                        die-deutsche-buehne.de, 27. März 2023
                                        
                    »Mit ihrer starken Setzung verstärkt Süßkow die dominante  Erzählebene der mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichneten Krimi-Parodie.«
                                        Frankfurter Neue Presse, 29. März 2023
                                        
                    »Entstanden ist dabei eine grandios-groteske Krimikomödie  als Persiflage des Film Noir, von Regisseurin Rieke Süßkow auf wunderbar  originelle Art umgesetzt: als Diorama-Theater. […] Diesmal kombiniert er (F.  Schmalz, Anm.) grotesken Witz mit manch lohnendem Gedanken – etwa über den  Unterschied zwischen natürlichen und unnatürlichen Todesformen. Und das  Ensemble zieht dazu genüsslich alle Register. Die Schauspieler dehnen und  komprimieren die Zeit, verstärken Geräusche, betonen und überbetonen einzelne  Momente wie in einer Super-Slomotion beim Fußballspiel, bis Franz Schlicht  schließlich klar sieht.«
                                        Allgemeine Zeitung Mainz, 28.03.23
                                        
                    »Die Umsetzung ist phänomenal, muss man einfach sagen. […]  Dazwischen gibt es ganz winzige dramatische Szenen, die so überpompös  ausstaffiert sind, dass sie sehr eindrucksvoll sind. […] Davor spricht die  Erzählerin in einem weißen Plastikkittel mit schwarzen Latexhandschuhen, eine  Wissenschaftlerin aber auch eine Deus ex machina, eine Dirigentin. […] Die  Bühnenadaption ist sehr kunstvoll mit ganz neuen Theatermitteln – mit dieser  Art Thumbnail-Ästhetik werden auch Töne und Geräusche ganz groß gemacht. […] Es  legt diese vielen Metaebenen, die in dieser Inszenierung von Rieke Süßkow  stecken, offen. […] Der Text ist toll, die Inszenierung ist toll. Man wird sehr  stark inspiriert und das Thema ist auch gut. […] Ein ironisches Spiel mit dem  Klimawandel und den Tod, man wird angestupst in ganz verschiedene Richtungen zu  denken. […] All das klingt grotesk und skurril, aber ist eine Form von  Wirklichkeit, die gar nicht so weit weg ist.«
                                        hr2 Frühkritik, 28. März 2023
                                        
                    »Es sind wirklich grandios gestaltete Kabinen (Bühne  Marlene Lockemann), die mal eine Straßenecke, mal eine Pathologie, mal eine  Eckkneipe präsentieren. Fabelhafte Wunderkammern, die es in sich haben. […] Jedes  Pling, Platsch und Zisch hat hier das Zeug zur Pointe (Sounddesign und  Komposition Max Windisch-Spoerk). […] In Frankfurt werden sie alle aufs  Schönste vorgeführt. In besagten Dioramen werfen sie sich einfach hinreißend in  Positur, schneiden herrlich ambitionierte Grimassen oder glotzen bloß blöd aus  der Wäsche. Sabrina Bosshard hat sie perfekt eingekleidet. Die Figuren tragen  dazu täuschend echte Halbmasken und wilde Perücken, so dass man selbst  langjährige Ensemblemitglieder erst beim Schlussapplaus erkennt. Ein Hoch auf  die Maskenabteilung! […] Süßkow rettet den Text fürs Theater, indem sie ihn als  Sprachkunstwerk in all seiner Originalität zur Geltung bringt. Das muss ihr  erst einmal jemand nachmachen.«
                                        Theater der Zeit, 31. März 2023
                                        
                    »Wie eine Dirigentin steht Katharina Linder in Lack und eine  Nuance diabolisch mit dem Rücken zu uns. Sie spricht die Prosa und gibt den  Figuren die Einsätze, wobei ihr das Sound Design von Max Windisch-Spoerk mit  Finesse, Schärfe und einer der Vorlage angemessenen heiteren Ungemütlichkeit  hilft. […] Marlene Lockemann hat ein drehbares Objekt gebaut, das  unterschiedlich große Vitrinen vorüberfahren lässt, sinnfällig und pfiffig  ausgestattet mit und ohne Mensch oder Tier. […] Sabrina Bosshards Kostüme sind  possierlich und lustig, dazu Perücken und Teilmaskierung. […] Das ist feine Unterhaltung,  feines Handwerk und Timing. […] Ein noch so raffiniert gemachtes Theaterstück  kann dennoch ein Triumph der Prosa sein.«
                                        Frankfurter Rundschau, 8. April 2023
                                        
                    »Katharina Linder gibt diese Erzählerin mit hörbarem Genuss, gern  lauscht man ihrer Weltdeutung, während die Spieler:innen in Tableaux vivants  immer wieder erstarren und eine Bildergeschichte fürs Theater zeichnen. […] Regisseurin  Rieke Süßkow, in diesem Jahr mit Handkes »Zwiegespräch« erstmals zum  Theatertreffen geladen, greift energisch in den durchaus ausufernden,  raumgreifenden Text ein und sucht sich die Brocken raus, die sie in eine  stimmige Bühnenerzählung packen kann. Gemeinsam mit den Spieler:innen, die in  den kleinen Kästen stets zu neuen Szenen arrangiert werden, zappt sie sich von  der Kneipe »Gitis Eck« und ihren Stammgästen ins Leichenschauhaus oder in die  exzentrischen Heimstätten jener Privilegierten, die Tiefkühlkostvertreter  Schlicht auf seiner Suche aufstöbert.«
                                        Theater heute, Juni 2023
                                        
                    »Dass die großartige Schauspielerin ihre Position singend dem  »Lacrimosa« aus Mozarts Requiem einnimmt (und später verlässt) ist nicht weiter  zielführend, aber eine wunderschöne Idee. […] Der Star im Kammerspiel allein  ist die Inszenierung. Wie zum Beweis bricht die Regie am Ende alle Kulissen  dieser bis ins kleinste Detail von Licht, Sound und permanenten Umbau  durchgeplanten Maschinerie auf und legt den fast einhundertminütigen  Budenzauber, den sie veranstaltet hat, als technisches Meisterwerk offen. […]  Ein sehr ungewöhnlicher, spektakulärer, außergewöhnlicher Abend, coole  Konzeptkunst, wenn man so will, auch ein Schauspiel, das den neuen Medien zu  trotzen sucht.«
                                        Strandgut, Juni 2023
                                        
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