Der Geizige

Foto: Thomas Aurin
von Molière in einer Fassung von Sabrina Zwach
Schauspielhaus
Premiere 21. September 2023
ca. 2 Stunden 15 Minuten, keine Pause
SENSORISCHE REIZE
Wir weisen Sie darauf hin, dass bei der Aufführung an einigen Stellen Stroboskoplicht und in den ersten Reihen Bühnennebel zum Einsatz kommt. Der Nebel ist nicht gesundheitsgefährdend.
TEAM
Bühne: Olaf Altmann
Musik: Bert Wrede
Dramaturgie: Sabrina Zwach
Dolmetscherin: Anja Wutej
BESETZUNG
Peter Schröder (HARPAGON, Vater von Élise und Cléante)
Torsten Flassig (CLÉANTE, Sohn von Harpagon)
Sarah Grunert (ÉLISE, Tochter von Harpagon)
Jannik Mühlenweg (VALÈRE, Sohn von Anselme)
Tanja Merlin Graf (MARIANE, Tochter von Anselme)
Uwe Zerwer (ANSELME, der reiche tot geglaubte Vater)
Katharina Linder (FROSINE, Gelegenheitsmacherin, Kupplerin)
Andreas Vögler (JAQUES, Koch und Fahrer bei Harpagon)
Wolfgang Vogler (LA FLÈCHE, Cléantes Hausangestellter)
Michael Schütz (DER KOMMISSAR)
Max Böttcher (BRINDAVOINE, Harpagons Angestellter)
Yannick Sturm (LA MERLUCHE, Harpagons Angestellter)
INHALT
1668 wurde Molières Komödie im Théâtre du Palais uraufgeführt. 355 Jahre später inszeniert die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik den noch immer hochaktuellen Stoff in der Bankenstadt Frankfurt. Es geht um nichts weniger als um Geiz.

»Der Geizige«, so wie wir die 5-aktige Komödie von Molière kennen, geht in wesentlichen Anteilen auf die sogenannte Goldtopf-Komödie des römischen Dichters Plautus zurück. Über Plautus ist wenig bekannt, außer dass er 184 v. Chr. bereits verstarb. Angeblich soll er seine Komödien als sogenannter Mühlensklave geschrieben haben, denn tatsächlich verdingte er sich bei einem Müller als Sklave, nachdem er sein gesamtes Vermögen, das er an der Bühne verdiente, durch Spekulationsgeschäfte wieder verloren hatte. Klingt modern!
Angeblich war Plautus Schauspieler, angeblich auch ein Komödiant. Er war kein Schreibtischdichter, sondern hat, von der Bühne inspiriert, aus der Theaterpraxis heraus geschrieben. Auch Molière – eigentlich Jean-Baptiste Poquelin – hat als Schauspieler zum Autorendasein gefunden. 1668, in den letzten Jahren seiner langen Karriere, hat er »L’Avare« (Der Geizige) als Prosakomödie geschrieben, in der er den Typ des reich gewordenen, aber geizig gebliebenen Bürgers karikiert, der seine lebensfroheren und konsumfreudigeren Kinder mit seinem Geiz erstickt. Während Molière eine aberwitzig verwickelte Komödie über das Thema Geiz schreibt, wird Koležnik die menschliche Verfehlung darin suchen und finden.

INHALTSWARNUNGEN
Einige unserer Inszenierungen enthalten potenziell sensible Inhalte, die bei manchen Menschen starke negative Emotionen auslösen oder (re-)traumatisierende Erinnerungen hervorrufen können. Wenn Sie zu bestimmten Themen vorab Informationen benötigen, schreiben Sie uns gern unter Dramaturgie.Schauspiel@buehnen-frankfurt.de.
PRESSESTIMMEN
»Ein Abend voll hintersinnigem Witz mit einem Ensemble, das so viel Freude am Spielen transportiert hat, wie ich das lange nicht erlebt habe. Mit sehr skurrilen Kostümen, mit einer eigens komponierten Synthesizer-Musik und einem Geizigen, der trotz der Zuschreibungen dieser Rolle einen unglaublichen Charme ausstrahlte – der charmanteste Harpagon, den ich je gesehen habe. Dieses Kunststück ist dem Schauspieler Peter Schröder gelungen. […] Die Regisseurin dieses Abends, Mateja Koležnik, hat den beiden Kindern Harpagons - und auch den beiden Liebespartnern - mehr Energie und Selbstbewusstsein gestattet, als man das gemeinhin sieht. Die Kinder können dem Vater tatsächlich etwas entgegensetzen, sie sind nicht nur unterdrückte Opfer, sie sind Persönlichkeiten. […] Das Ganze war ein leichthändiger Spaß, bei dem wir als Publikum wirklich viel zu schauen haben.«
hr2 Frühkritik, 25.September 2023
»Regisseurin Mateja Koležnik zeigt die einzelnen Charaktere, vor allem die Hauptfigur Harpagon, in ihrer ganzen, selten so gesehenen Ambivalenz. […] Es ist eine wirkliche Freude, Peter Schröder dabei zuzusehen, wie er den Harpagon anlegt. Seine verschiedenen Facetten darzustellen, kriegt er fantastisch hin. Sarah Grunert spielt seine Tochter auch ganz besonders. […] Oft ergibt sich die Komik aus diesem Stück an diesem Abend gar nicht aus dem Text von Molière, sondern aus einer sehr grotesken Bewegungschoreografie, die Koležnik hier inszeniert hat.«
Deutschlandfunk Kultur, Fazit, 21.09.2023
»Wie schön, dass Peter Schröder die allerersten Momente des allerersten und gleich sehr opulenten Premierenwochenendes der Städtischen Bühnen Frankfurt in dieser Saison gehören. […] Ana Savic Gecan hat für überwiegend finstere, barockisierende, mit neckischen Details und Wandlungsfähigkeiten angereicherte Kostüme gesorgt. […] Gerade dem jugendlichen Quartett gelingt es, vom Thema Geiz loszukommen und als eigentlichen Gruselkern des Stücks den Alptraum der Unfreiheit in einer patriarchalen, absolutistischen, wirtschaftlich abhängigen Struktur freizulegen.«
Frankfurter Rundschau, 23.09.2023
»Was die biblische Todsünde Habgier mit einem Menschen macht, skizziert Molières Stück »Der Geizige« vortrefflich. Jetzt feierte der Klassiker in einer frischen, amüsanten und schrägen Inszenierung der slowenischen Regisseurin Mateja Koležnik im Frankfurter Schauspiel Premiere. Mit Dramaturgin Sabrina Zwach gibt die Regisseurin der Komödie von 1668 […] eine lässige Note. Der Text wurde gestrafft und modernisiert, und die Figuren mühelos ins Jahr 2023 transportiert.
Den Geizigen lässt Koležnik in Leder-Fetischklamotten (grandiose Gothic-Kostüme von Ana Savic Gecan), mit langem Wirr-Haar und düster geschminkt vor der goldenen Wand tanzen. […] Harpagon wird gespielt von einem grandiosen Peter Schröder - mit Würde und Mut zum Abgrund. […] Die Bühne von Olaf Altmann gibt viel Raum für die faszinierende Choreographie von Matija Ferlin und Magdalena Reiter. Sie lassen die Protagonisten staksen, tänzeln und sich drehen, passgenau zur Musik von Bert Frede. Das gibt der Inszenierung einen ruckeligen Cartoon-Charakter mit tänzerischen Elementen. Die Pointen sitzen, die Gesten stimmen, die Figuren spielen sich ins Herz bei dieser Inszenierung, die voller Ironie mit bekannten Regiekniffen spielt (Bühnennebel, Drehtüren, Ohnmachtsanfälle) und sie mutig einmal umdreht und erneuert.«
Main-Echo, 28.09.2023
»Mateja Koležnik […] zelebriert bei Molière den Bühnenslapstick, als erfände sie ihn eben neu. […] Zu haarsträubenden Enthüllungen und einem Rhythmus von Bert Wrede tanzt das gesamte Ensemble eine elaborierte Choreografie, die auch das Aufwirbeln von Goldglitzer beinhaltet. Da kommt Freude auf! Und Premierenjubel. Diese fünf Minuten funktionieren wie das letzte Bild des einsamen, aber glücklich mit seiner Goldwand vereinten Harpagon: blendend.«
nachtkritik.de, 22.09.2023
»Vor Olaf Altmanns abstrakten Gold-Schwarzen-Drehportalen, die als gewaltiges Triptychon Verschiebungen und Öffnungen freigeben, trippelt, tanzt und tobt ein herrlich amüsierwilliges Ensemble, das mittels grotesk ins Extreme getriebenen schwarzen Barockroben (Ana Savic-Gecan) zu individuellen Charakteren heranreift. […] Gleich zwei Choreografen hat Koležnik am Start: ihren lang bewährten Matija Ferlin und Magdalena Reiter. Besonders einträchtig haben beide in der finalen Szene zusammengearbeitet.«
Frankfurter Neue Presse, 23.09.2023
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