Stimmen einer Stadt – Geschichten aus Frankfurt

Ich verlasse dieses Haus
Branka

von Thomas Pletzinger, Angelika Klüssendorf
Kammerspiele
TEAM
Regie: Anselm Weber
Bühne und Video: Philip Bußmann
Kostüme: Mareike Wehrmann
Musik: Thomas Osterhoff
Dramaturgie: Ursula Thinnes
INHALT
»Ich verlasse dieses Haus« von Thomas Pletzinger
Eine Frau geht ein letztes Mal durch das Hotel, das sie jahrelang geleitet hat. Ein letztes Mal schweift ihr Blick über die Terrasse des Hotels, über das Viertel, das sich so verändert hat zwischen der Eröffnung in den 90ern und dem Abschied jetzt. Es ist ein unsentimentaler Abschied, so unsentimental wie die Frau, die erzählt. Ihre Erinnerungen schweifen vom Hotel ab in ihre Kindheit in Ginnheim, zu den Eltern, dem melancholischen Vater und der lebensstarken Mutter. Immer sind es Erinnerungen einer Frau, die die Herausforderungen des Lebens mit trockenem Humor und großem praktischen Verstand angenommen hat.

Thomas Pletzinger, 1975 in Münster geboren, studierte Amerikanistik in Hamburg, anschließend am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Pletzinger ist ein Meister der literarischen Re-portage. Mehrere Jahre widmete er sich seiner Leidenschaft, dem Basketball, z. B. mit »Gentlemen, wir leben am Abgrund« (2012) und »The Great Nowizki«, das im Frühsommer 2019 erscheinen wird. Mit dem Roman »Bestattung eines Hundes« (2008) setzte sich Pletzinger auch als literarischer Erzähler durch.

»Branka« von Angelika Klüssendorf
In »Branka« erzählt eine Wirtin am Ende eines arbeitsreichen Tages. Vom Verlust der Heimat, vom Neuanfang in Frankfurt, von einer scheinbar unauflöslichen Gewalt in ihrem Leben. Zunächst scheint das Erzählen widerwillig, wer interessiert sich schon für ihre Geschichte? Hat nicht jeder eine, die es wert wäre zu erzählen? Doch Branka kann der Autorin nicht entweichen. Unerbittlich fragt diese nach, wie ein Deus ex machina nimmt sie ihre Gesprächspartnerin in die Mangel. Aber Branka hat ein Gegenmittel für alle Anfechtungen: lachen. Sie ist »sparsam, aber nicht beim Lachen«.

Angelika Klüssendorf ist in der DDR geboren und aufgewachsen, davon mehrere Jahre im Kinderheim. 1985 Flucht nach Westberlin. 1989 nahm sie am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. Seitdem stand sie mehrfach auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis und war 2013/14 Stadtschreiberin in Bergen-Enkheim. Ihren literarischen Durchbruch hatte Klüssendorf 2011 mit »Das Mädchen«, das eine Kindheit in der DDR beschreibt. In »April« (2014) beschreibt Klüssendorf die jungen Erwachsenenjahre der gleichen Protagonistin, in ihrem aktuellen Werk, »Jahre später« deren gescheiterte Ehe.

In Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Frankfurt. Ermöglicht durch den Hauptförderer, die Deutsche Bank Stiftung, sowie die Aventis Foundation, Deutsche Vermögensberatung, FAZIT-STIFTUNG und die Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung für Kunst- und Kulturpflege.
PRESSESTIMMEN
»An dem […] Premierenabend in den Kammerspielen offenbarte sich, dass die Idee von einem „Kaleidoskop des Urbanen“ […] wiederum in einer erfreulichen Weise aufgegangen ist. […] Fokussiert auf die sämtlich ganz herausragenden Schauspieler, hat Intendant Anselm Weber die Stücke […] inszeniert. Das ist ein so fulminanter wie wirklichkeitssatter Abend […].«
Frankfurter Neue Presse, 8. April 2019
»Es ist ein großer Gewinn, dass das Schauspiel Frankfurt Regisseur Anselm Weber und die drei Autoren ihren Protagonisten treu bleiben. Es ist ein Abend der Nuancen, und diese Nuancen setzten die drei Schauspieler auf der immer gleichen schrägen weißen Bühne recht unterschiedlich in Szene. […]Anna Kubin im Text von Thomas Pletzinger, hier erzählt eine Tochter direkt über ihre Eltern und deren Hotel im Bahnhofsviertel, ein reportagehafter Text, grandios gespielt. […] Hier ist das Stadttheater tatsächlich mal in Augenhöhe mit seinen Besuchern. Man kann sich gut vorstellen, dass dieses Projekt noch einige Jahre weitergeführt wird, als Dialog der Stadt mit sich selbst.«
SWR2, 8. April 2019
»Das Projekt Stimmen einer Stadt gehört zu den reizvollsten Ideen, die das Schauspiel Frankfurt unter Anselm Weber ausgeheckt hat, in diesem Fall zusammen mit dem Literaturhaus Frankfurt.[…] Den […] Part meistert er (Anm.: Peter Schröder) mit einem Irrwitz an Konzentration, der Figur drückt er den Schröder-Stempel auf, dessen markantester Bestandteil ein unfassbar offenes und doch hintergründiges Lächeln ist, das sich zum Lachen erweitern kann.«
Frankfurter Rundschau, 8. April 2019
»Branka, die slowenische Wirtin eines Frankfurter Gasthauses, wurde zur markantesten Stimme dieses Theaterabends. Nicht nur mit ihrem charakteristischen Lachen, auch mit ihrer starken Persönlichkeit  begeisterte die Wahlfrankfurterin in Gestalt von Christina Geiße das Publikum.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. April 2019
Foto: Felix Grünschloß