Nach Mitternacht

Foto: Felix Grünschloß
nach Irmgard Keun
Für die Bühne bearbeitet von Barbara Bürk
Kammerspiele
Premiere 17. September 2021
ca. 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause
TEAM
Bühne und Kostüme: Anke Grot
Dramaturgie: Julia Weinreich
Licht: David Schecker
BESETZUNG
Melanie Straub (Sanna 1 / Liska / Stürmermann)
Christina Geiße (Sanna 2 / Frau Silias / Paul / Gestapo)
Wolfgang Vogler (Sanna 3 / Gerti / Algin)
Uwe Zerwer (Sanna 4 / Kurt Pielmann / Tante Adelheid / Herr Silias / Stürmer / Engländer / Küppers)
Michael Schütz (Sanna 5 / Herr Kulmbach / Frau Breitwehr / Regierungsrat / Frau Fricke / Heini)
Christoph Pütthoff (Sanna 6 / Franz / Herr Pütz / Bertchen Silias / Betty Raff / Schnellrichter)
Markus Reschtnefki (Kellner / Dr. Breslauer / Dieter Aaron)
INHALT
Irmgard Keuns Frankfurt-Roman »Nach Mitternacht« spielt 1936. Adolf Hitler ist am Opernplatz. Vom Balkon des Cafés Esplanade sehen Sanna und Gerti seinem Aufmarsch zu. Sanna versteht die Hysterie nicht. So wenig wie die Tatsache, dass Gerti nicht mit Dieter Aaron tanzen darf, Sannas Bruder Algin plötzlich Bücher schreibt, die auf der Liste der verbotenen Bücher stehen und Tante Adelheid sie denunziert, weil sie sich weigert, sich im Radio von Göring beschimpfen zu lassen.
Irmgard Keun veröffentlichte ihren Roman 1936 im Exil. Gleichwohl er heute als Exilroman gilt, sind die wesentlichen Teile des Konzepts in Nazi-Deutschland entstanden. Als Repräsentant:innen ihrer Lebensformen geben Keuns Figuren mit ihren Denk- und Sprechweisen und ihrem Handeln Aufschluss über die alles bestimmende Frage nach der Reaktion auf den sich verschärfenden Anpassungsdruck der Diktatur. Keun, die eine Zeit lang im belgischen Ostende lebte und schrieb, kehrte mit falschem Pass nach Deutschland zurück, um in der Nachkriegszeit das Fortleben des deutschen Ungeistes zu geißeln.

INHALTSWARNUNGEN
Einige unserer Inszenierungen enthalten potenziell sensible Inhalte, die bei manchen Menschen starke negative Emotionen auslösen oder (re-)traumatisierende Erinnerungen hervorrufen können. Wenn Sie zu bestimmten Themen vorab Informationen benötigen, schreiben Sie uns gern unter Dramaturgie.Schauspiel@buehnen-frankfurt.de.
PRESSESTIMMEN
»Der spielerische Umgang mit den Figuren birgt den Vorteil, dass der Monolog der Ich-Erzählerin aus dem Original aufgelockert wird. Es wird nicht einfach ein Prosatext auf die Bühne gehoben, sondern mit Fantasie und Kreativität genregerecht inszeniert. Das Sextett wirft sich die Bälle zu, begleitet von den melancholisch fließenden Melodien, die Markus Reschtnefki live auf der Bühne seinem Klavier oder seinem Xylophon oder auch beiden Instrumenten gleichzeitig entlockt.«
Allgemeine Zeitung Mainz, 25. September 2021
»Bürks Inszenierung bürstet den Stoff auf Quietschbunt, die Bühne strahlt rosa und die Hauptfigur Susanne Moder, genannt Sanna, tritt in 6-facher Ausfertigung auf. Das ist ein beliebter Kniff, um die multiplen Persönlichkeiten einer Figur zu verdeutlichen – in diesem Fall arg lustig, weil über wiegend Männer in den Frauenkleidern stecken. Wobei der Schauspieler Christoph Pütthoff das Kunststück vollbringt, als Sanna ebenso adrett und zart zu glänzen wie als Franz.«
Deutschlandfunk - Kultur heute, 21. September 2021
»Leichtfüßig weitet Regisseurin Barbara Bürk den ironischen Blick des Werks durch Mehrfachbesetzungen auf die wenigen Handlungsmöglichkeiten, die den Bürgern 1936 laut Keun im „Deutschland voll berauschter Spießbürger“ noch geblieben waren.«
Frankfurter Neue Presse, 20. September 2021
»Wolfgang Vogler ist eine phänomenale Gerti, frech und sachlich bis ins Mark, ebenso vollständig und überzeugend aber einen Moment später auch Algin, der von den Nazis ausgebootete Schriftsteller. […] Auch der Anderthalb – Stunden – Abend „Nach Mitternacht“ stellt sich der Schwierigkeit, einen Prosatext auf die Bühne zu bringen, mit der Courage und Fantasie, nicht in einer blanke Nacherzählung zu rutschen. Bürk sucht und findet Theatermittel, das Spiel und die keck anskizzierte Illusion gehören dazu, die Setzung, dass Melanie Straub eben noch die beobachtende Sanna war und jetzt, im knallroten Abendkleid, die außer sich vor Liebe geratene und entsprechend balzend tanzende Liska geworden ist.«
Frankfurter Rundschau, 20. September 2021
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