X-Räume

Denkraum mit Naika Foroutan

Schleier macht stark_Bedroht der Islam unsere freiheitlichen Werte?
Chagallsaal
30. Januar 2018
MIT
Naika Foroutan
Ursula Thinnes (Moderation)
INHALT

Denkraum

Das neue Format: »Denkraum« kombiniert Impulsvorträge von führenden Denkerinnen und Denkern unserer Zeit mit offenen Diskussionenen. Am 30. Januar ist Naika Foroutan mit dem Thema: »Schleier macht stark_bedroht der Islam unsere freiheitlichen Werte?« zu Gast im Schauspiel Frankfurt. Sie ist Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Humboldt-Universität in Berlin und forscht seit Jahren im Bereich »Muslimbilder in Deutschland und gesellschaftliche Transformation«. Für ihr Eingreifen in die »Sarrazin-Debatte« erhielt sie 2012 den Wissenschaftspreis der Fritz-Behrens-Stiftung

Naika Foroutan

Ist Professorin für »Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik« und stellvertretende Institutsdirektorin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung an der Humboldt-Universität in Berlin. Zu den Schwerpunkten ihrer Forschungs- und Lehr- tätigkeit gehören u.a. die Themen Migration und Integration; Islam- und Muslimbilder in Deutschland; Identität und Hybridität; politischer Islam und gesellschaftliche Transformation von Einwanderungsländern. Im Jahr 2011 erhielt sie den Berliner Integrationspreis für ihr Eingreifen in die bundesweit kontrovers geführte »Sarrazindebatte«, 2012 den Wissenschaftspreis der Fritz-Behrens-Stiftung.

Hintergrund

In unserem Zusammenleben pochen wir auf unsere freiheitliche Gesellschaft, die auf unserer Verfassung beruht. Deren Grundsteine wurden 1848 in der Paulskirche in Frankfurt gelegt. Das, was den Boden unseres gemeinsamen Zusammenlebens stiftet, verbunden mit einer Form der politischen Correctness, die wir uns durch die leidvollen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts erarbeitet haben, droht sich mehr und mehr zugunsten eines Populismus aufzulösen. Das hohe Gut der Freiheit, das unsere Verfassung garantieren möchte, empfinden plötzlich viele als zu frei, wenn es darum geht, dass verschiedene nationale Herkünfte, Religionen, sexuelle Ausrichtungen, kulturelle Lebensformen uns spalten: In die Reichen und Armen, in die Gläubigen und Ungläubigen, in die Wutbürger und Gutmenschen, in die sogenannten Deutschen und die vermeintlich Fremden, in die sexuell freizügig anmutenden und die verschleierten Frauen ... Die Reihe dieser Spaltungen ließe sich fortsetzen. Wir alle berufen unsder Redner beantworten soll. So entsteht auf das gleiche Recht und wollen mit diesem Recht unsere doch ganz unterschiedlichen Werte behaupten.

Das, was Demokratie einmal war, die Vielheit in der Einheit, scheinen wir dabei zu vergessen. Plötzlich besteht unsere Gesellschaft aus lauter Zuschreibungen zwischen WIR und IHR. Wir, das sind die Einen – Ihr, das sind die Anderen. Dabei ist die Kultur des gemeinsamen Debattierens verloren gegangen. Wenn nicht mehr wirklich analysiert wird, in welcher Gegenwart wir uns befinden, woher plötzlich Gewalt und Wut in unserer Gesellschaft herrühren, wenn wir nicht wirklich die Ursprünge der bestehenden Unzufriedenheit genauer erforschen, dann wird aus der Beurteilung und Bewertung des anderen rasch ein Aburteilen. Wohin Slogans statt Debatten, Vorurteile statt Vertrauen führen, das lehrt uns die eigene Vergangenheit. Daher sind wir alle gefragt, für die politische Kultur unseres Landes Verantwortung zu tragen.