Antigone

Foto: Birgit Hupfeld
von Sophokles
Deutsch von Simon Werle
mit Texten aus dem Drama »Ich, Antigone« von Anna Gschnitzer
Schauspielhaus
Premiere 20. September 2025
ca. 1 Stunde 15 Minuten, keine Pause

Termine

https://www.schauspielfrankfurt.de Schauspiel Frankfurt Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main
Do. 25.09.2025
19.30–20.45
https://www.schauspielfrankfurt.de Schauspiel Frankfurt Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main
Sa. 04.10.2025
19.30–20.45
https://www.schauspielfrankfurt.de Schauspiel Frankfurt Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main
Do. 09.10.2025
19.30–20.45
THEATERTAG! ALLE PLÄTZE 14/9 €
Ausverkauft
evtl. Restkarten an der Abendkasse
https://www.schauspielfrankfurt.de Schauspiel Frankfurt Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main
Do. 23.10.2025
19.30–20.45
Einführung 19.00
https://www.schauspielfrankfurt.de Schauspiel Frankfurt Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main
Fr. 31.10.2025
19.30–22.30
https://www.schauspielfrankfurt.de Schauspiel Frankfurt Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main
Mo. 03.11.2025
19.30–20.45
https://www.schauspielfrankfurt.de Schauspiel Frankfurt Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main
Fr. 07.11.2025
19.30–20.45
https://www.schauspielfrankfurt.de Schauspiel Frankfurt Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main
So. 16.11.2025
18.00–19.15
https://www.schauspielfrankfurt.de Schauspiel Frankfurt Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main
Fr. 21.11.2025
19.30–20.45
Einführung 19.00
https://www.schauspielfrankfurt.de Schauspiel Frankfurt Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main
Mo. 01.12.2025
19.30–20.45
Einführung 19.00
TEAM
Regie: Selen Kara
Bühne: Lydia Merkel
Musik: Torsten Kindermann, Uğur Köse
INHALT
Tochter und Schwester des Ödipus, Tochter und Enkelin der Iokaste, Schwester von Helden und Mördern, letztes Kind eines verfluchten Geschlechts: der Mythos Antigone fasziniert die Menschen seit Jahrtausenden. Ist ihr Beharren darauf, den gefallenen Bruder Polyneikes gegen den zum Gesetz erhobenen Willen des Herrschers Kreon zu begraben, die Tat einer Heldin? Oder die Untat einer Fanatikerin? Antigones unbedingtes moralisches Bewusstsein entlarvt den Pragmatismus der Macht um den Preis des Lebens – nicht nur des eigenen. Ihr Begehren unterwandert eine kalte Ordnung, öffnet darin jedoch die Tür zu Grausamkeit und Zerstörung. Was bedeutet das »ungeschriebene Gesetz«, auf das sie sich bezieht, für uns heute?

Antigone ist ein tausendfach beschriebenes Blatt, zumeist von Männern. Die Regisseurin Selen Kara, deren Arbeit zum ersten Mal in Frankfurt zu sehen ist, befragt den antiken Stoff aus der Perspektive der Frauen. Dabei lenkt sie den Blick auf die Kontinuitäten der Konflikte zwischen Gewissen und Ordnung, Freiheit und Fügung – vom uralten Fluch der Labdakiden bis zu den Menetekeln der Gegenwart.
PRESSESTIMMEN
»In schlanken 75 Minuten inszeniert die Essener Intendantin und Regisseurin Selen Kara "Antigone" als erschütternde Tragödie. Die gewaltvolle Gegenwart scheint dabei nicht von der Bühne zu weichen. Dafür braucht Kara weder rote Krawatten noch überlange Tische und auch sonst keine Aktualitäts-Marker und erzählt doch auch von heute. Die Schauspielerin Annie Nowak spielt die Titelfigur Antigone. Bei ihr kein elfenartiger Widerstands-Engel, sondern eine kämpferische junge Frau mit schweren Stiefeln an den Füßen. Keine, die sich in den Vordergrund spielt, wie dies überhaupt ein Abend gelungenen Ensemblezusammenspiels ist. […]. Das verhältnismäßig kleine Bühnenbild (Lydia Merkel) auf der riesigen Bühne im Frankfurter Schauspielhaus gleicht einem schachbrettartigen Viereck mit Neonlichtrahmen; als Hinterwand dient ein portalartiges Quadrat, das an Josef Albers' Homage to the Square erinnert.
[…]. Die Bühne zeugt in ihrer geometrischen Strenge von Kreons Angst vor anarchischen Zuständen, und sie fügt sich gut ins klare Regiekonzept, das die Figuren zuweilen wie auf dem Spielbrett anordnet. Annie Nowak scheint sich am schwersten mit der auferlegten Regelhaftigkeit zu tun. Sie, die dann am meisten strahlt, wenn sie improvisierend über die Stränge schlagen darf. Genau deswegen ist sie hier womöglich am genau richtigen Platz, als eine, der man die Nötigung der Unterordnung anmerkt. Dabei bekommt jedes Ensemblemitglied gesonderte Momente, um zu glänzen: Katharina Linders Iokaste tut das in schöner stolzer Weisheit, Michael Schütz als herrlich katzbuckelnd und augenrollend lavierender Wächter. Kreon selbst ist bei Arash Nayebbandi in sicheren Händen. Der versteht es, nicht nur den üblichen Tyrannen rauszukehren, sondern spielt den Herrscher in all seiner Brüchigkeit, wiewohl er mitunter das Der-Pate-Register zieht. Viktoria Miknevich wiederum gibt Ismene in vibrierender Zerbrechlichkeit, und Miguel Klein Medina beweint als Haimon seine Braut Antigone mit einem herzerschütternden Monolog, den er vor der ersten Publikumsreihe stehend absolviert. Sie alle verbindet, dass sie nicht nur Figuren darstellen, sondern Menschenqualen. Das mag nicht spektakulär sein, aber es funktioniert, ist stringent und verliert keinen Moment an Spannung. Dazu tragen auch die musikalischen Zeichen bei, die Torsten Kindermann setzt, meist unaufdringliche Atmosphärenverstärker.«
nachtkritik.de, 21. September 2025
»Das Schauspiel Frankfurt zeigt eine konzentrierte, intensive „Antigone“ und bringt den Konflikt so pur auf die Bühne, dass kein Ballast und Lärm ist. Ein spektakulär unspektakulärer Abend, alles oder nichts […] in weniger als 80 Minuten. […] Der Star des Abends sind die Schauspielerinnen und Schauspieler, und beim Film gäbe es vermutlich eine Nominierung für einen Castingpreis […]. Annie Nowak […] gibt der Titelheldin eine Individualität, die rührt und überrascht […]. Die zweite echte Besetzungsüberraschung: Arash Nayebbandi, auch er ein witziger Typ, der mit grotesken Situationen gut fertig wird. Für einen Kreon ist er ziemlich jung, […] und er verhält sich tatsächlich wie ein Komiker in einer ernsten Rolle. Er ist gar nicht komisch, aber man hat den Eindruck, er wäre es gerne. Das gilt jetzt nicht sehr für Nayebbandi selbst, der das natürlich total im Griff hat, aber für seinen Kreon. Ein Kreon, denkt man, der Hedonist und lieber Onkel und guter Vater sein will, auch und nicht zuletzt aus Eitelkeit und Narzissmus. […] Nayebbandi spielt das fabelhaft, hinter der Eitelkeit die Unsicherheit. […] Außerdem ist das Casting-Glück noch nicht abgeschlossen. Der Chor, aus dem sich das weitere Personal löst, besteht aus durchweg interessanten Figuren: Katharina Linder ist nun ganz und gar der Typ antike Heldin, als Iokastes Geist ist sie ein Gespenst mit Noblesse, als Chormitglied eine geschmackssichere, metallisch klare Stimme der Vernunft. Michael Schütz […] ist grandios als sich kringelnder Überbringer böser Nachrichten, ängstlich, unheimlich komisch. […] Miguel Klein Medina als Haimon, Kreons Sohn, Antigones Verlobter, der den Abend nicht überleben wird, was er auch offenkundig ankündigt, ist zartbesaitet und arglos. Antigones Schwester Ismene hingegen gibt Viktoria Miknevich etwas Ungemütliches mit.«
Frankfurter Rundschau, 22. September 2025
»Es ist selten, dass ein schattendüsterer Theaterabend so spannungsgeladen erzählt wird, dass die angesetzten 75 Minuten zu knapp erscheinen. Und dabei trotz der überfälligen weiblichen Perspektiverweiterung […] keinesfalls simples Schwarz-Weiß-Denken fördern. Vielmehr führt die inhaltliche Weitung zu höherer Charakterkomplexität, sowohl, was den neuen Herrscher Kreon betrifft, als auch seine Gegenspielern Antigone. […] Annie Nowaks Antigone besitzt in ihrer Sturheit etwas Trotziges und hat bisweilen Mühe, ihre Gefühle zu bändigen. […] Auch Arash Nayebbandi legt seinen Kreon nicht als abgeklärter Zyniker an, sondern offenbart eine schillernde Bandbreite: Von anfänglichem Reformwillen über prinzipienreiterischen Starrsinn gegen Rat und Vernunft bis hin zum finalen Zusammenbruch. […] Katharina Linder brilliert als edle, durch Weisheit geadelte Königinmutter, während Ismene von Neuzugang Viktoria Miknevich quecksilbrige Lebendigkeit verströmt. Michael Schütz ist ein wunderbar bauernschlauer Überbringer schlechter Nachrichten, […]. Während Miguel Klein Medina (Haimon) als trauernder geliebter an Antigones Leichnam und als stählender Herausforderer des Vaters überzeugt. Im nebeligen Schattenlicht Marcel Heydes, atmosphärisch verstärkt von Torsten Kindermanns Musikloops, spricht das Frankfurter Ensemble mit großer Textverständlichkeit bis in die kleinsten Silben hinein und macht den Abend zum dichten Kammerspiel, bei dem man keine Szene missen möchte.«
Frankfurter Neue Presse, 22. September 2025
»Die Inszenierung hat Züge eines Kammerspiels auf großer Bühne, sie zittert oft vor Anspannung und ist in anderen Passagen, besonders am Ende, nicht frei von Pathos. Vor allem aber lässt sie ein Ensemble in einem Zusammenspiel glänzen, wie man es lange nicht gesehen hat. Auch dieses von Respekt geprägte Miteinander ist womöglich die Antwort auf die Frage nach der angemessenen Haltung gegenüber den Kreons dieser Welt.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. September 2025
Foto: Birgit Hupfeld
Du hast ein heißes Herz für kalte Dinge.